Weiche Hände für harte Jungs: 
Osteopathie für die Eishockey-Profis der Hamburg Freezers
Interview mit Johannes Fetzer, Mitglied des Verbandes der Osteopathen Deutschland (VOD) e.V.

VOD: Herr Fetzer, Sie betreuen mit Ihrem Team der Praxis Bellevue in Hamburg neuerdings die Eishockey-Profis der Hamburg Freezers osteopathisch. Was bedeutet das konkret?
Johannes Fetzer: Neben der Betreuung durch Ärzte und Physiotherapeuten behandeln wir die Spieler bei Verletzungen, aber auch präventiv schon im Vorfeld.
 
VOD: Eishockey ist ein extrem harter, körperbetonter Sport. Unter welchen körperlichen Problemen leiden Eishockeyspieler am häufigsten?
Johannes Fetzer: Auf der einen Seite sind es Überlastungszustände im Bereich des Beckens und des unteren Rückens. Verhärtungen und Zerrungen im Bereich der Adduktoren und Blockaden im LWS- Bereich treten häufig auf. Dazu kommen natürlich jede Menge traumatische Situationen wie harte Checks oder Krafteinwirkungen auf den Kopf. Dabei stellen vor allem Gehirnerschütterungen eine Herausforderung dar.
 
VOD: Wie kann Osteopathie dann helfen? Können Sie Beispiele nennen?
Johannes Fetzer: Wir versuchen die Spieler möglichst schnell nach der Verletzung „in die Hand“ zu bekommen. Da unsere Ärzte und Physiotherapeuten sehr genau wissen, wann es Sinn macht uns Osteopathen hinzuzurufen, gelingt das in der Regel innerhalb von 24 Stunden. Dann versuchen wir die einwirkenden Kräfte aufzuspüren und, wenn diese noch spürbar störend im Gewebe „feststecken“, diese aufzulösen, um ein physiologische Stoffwechselsituation und Heilung zu ermöglichen. Dabei kümmern wir uns um die unterschiedlichsten Strukturen und Organsysteme wie Muskeln, Faszien, Gelenke, nervale Strukturen, Gefäßsystem aber auch innere Organe.
 
VOD: Setzen Sie Osteopathie auch präventiv ein?
Johannes Fetzer: Selbstverständlich nutzen wir Osteopathie präventiv. Sowohl als Diagnoseinstrument als Bestandteil der sportmedizinischen Untersuchung als auch im Trainings- und Spielalltag.
 
VOD: Wie genau?
Johannes Fetzer: Da Eishockeyspieler über mehrere Monate bis zu drei Spiele pro Woche haben, müssen wir mit den Physiotherapeuten und Ärzten gemeinsam dafür sorgen, dass Regenerationsprozesse optimal ablaufen und die Erholung zwischen den Spielen perfekt erfolgt.
Wir wollen auch unverletzte Spieler regelmäßig auf der Behandlungsbank haben, um frühzeitig festzustellen, ob sich Funktionsstörungen in Form von Dysbalancen, Verhärtungen oder Blockaden eingeschlichen haben.
 
VOD: Welche Vorteile bietet Osteopathie im Gegensatz zur Physiotherapie in Bezug auf die Behandlung von Eishockey-Spielern?
Johannes Fetzer: Die Osteopathie kann einfach ein paar Strukturen und Organsysteme mit einbeziehen, die physiotherapeutisch keine Rolle spielen. Nach meiner Physiotherapieausbildung war der Rumpf für mich ein hohler Thorax. Auf die inneren Organe und deren Anheftungen am Bewegungsapparat war während der Ausbildung nicht näher eingegangen worden. Durch den harten Körpereinsatz manifestiert sich die Kraft/Spannung jedoch häufig neben dem Bewegungsapparat auch in diesen inneren Anheftungen. Solange diese nicht mitbehandelt werden, kann sich die Spannung nicht komplett auflösen und die Spieler beklagen, dass sie nicht beschwerdefrei sind.
Wichtig ist dabei aber ganz besonders die Osteopathie nicht als Alternative zur Physiotherapie zu sehen, sondern als Ergänzung. Wir erzielen die besten Ergebnisse, wenn wir die Möglichkeiten der Schulmedizin mit denen der Physiotherapie, der Osteopathie und der Trainingstherapie verknüpfen. Dazu ist es wichtig, dass jede Berufsgruppe Einblick in die Tätigkeit der anderen hat. Bei uns haben z.B. die Mannschaftsärzte eine osteopathische Ausbildung gemacht, üben die Osteopathie aber eher selten selbst aus. Es geht ihnen darum, osteopathische Auffälligkeiten zu erkennen und diese von physiotherapeutischen zu unterscheiden und den jeweils besten Ansatz zu wählen. Unsere Osteopathen sind alle ursprünglich Physiotherapeuten und kennen sich hervorragend mit Trainingstherapie und Faszientraining aus. Seit einiger Zeit wenden nun unsere Ärzte auch die Elastographie an, eine Ultraschallmethode, bei der man die Elastizität des Fasziengewebes ermitteln kann. Wir erhoffen uns dadurch, unsere Therapiemöglichkeiten noch gezielter einsetzen zu können.
 
VOD: Reisen Sie mit zu den Auswärtsspielen der Profis und kümmern sich dort um die Spieler?
Johannes Fetzer: In der Regel fährt bei Auswärtsspielen nur ein Therapeut mit. Das ist dann meist der Physiotherapeut. Das ändert sich aber zu den Playoffs. Dann fahren weitere Ärzte und Therapeuten mit.
 
VOD: Wie sehen Ihre Arbeitszeiten dann aus?
Johannes Fetzer: Meine? Rund um die Uhr. Gott sei Dank haben wir ein tolles Team mit mehreren Ärzten und Therapeuten, sodass nicht einer alles machen muss. Wenn spät abends Spiele sind, wird anschließend noch behandelt, und am nächsten Morgen geht es direkt weiter – ob unter der Woche oder am Wochenende.
 
VOD: Viel Freude weiterhin und vielen Dank für das Interview!


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07.12.2023 16:44:16