VOD-Nachrichten


06.08.2024

„Osteopathie hat hohen Stellenwert im Leistungssport“


VOD: Herr Ziegler, Sie waren mehrfach als Osteopath bei Olympia dabei. Was erwarten Sie von den Sommerspielen in Paris?

Christian Ziegler: Ich erwarte, wie es die Werbung verspricht: „Feuer und Flamme!“ Das nötige Feuer für die Athleten, sich in Bestform zu präsentieren. Die örtliche Nähe der Olympischen Spiele, was mit vielmehr Aufmerksamkeit in der Bevölkerung verbunden ist. Möge die Flamme in Fairness und Frieden lodern!

VOD: Sie haben im Vorfeld erneut die Olympiasiegerin und Europameisterin im Weitsprung, Malaika Mihambo, die EM-Vierte im Weitsprung, Mikaelle Assani, und die EM-Bronze-Gewinnerin im Kugelstoßen, Yemisi Ogunleye, osteopathisch betreut. Konnten Sie helfen?

Christian Ziegler: Oh, ich denke schon! Aber nicht allein, sondern eingebunden in ein interdisziplinär agierendes medizinisches Team. Wir haben es geschafft, die Athleten wettbewerbsfähig nach Paris zu bringen!
VOD: Welche Problematiken treten häufig bei Weitspringerinnen auf?

Christian Ziegler: Die Problematiken sind vielschichtiger, als man denkt. Manche haben große Fußprobleme, die immer wieder aufflackern, und eine nicht unbedeutende Ursache-Folgekette nach oben mit sich bringen. Man muss sich immer wieder vor Augen halten: Beim Absprung vom Balken lastet das 3,5- bis 5-Fache vom Körpergewicht auf den Athleten. Dabei spielt für mich der Beckenring eine ganz wesentliche Rolle. Vielfältige Verstellungen desselben können sich nach oben und unten erheblich auf verschiedenste Gewebestrukuren auswirken, die es interdisziplinär abzuarbeiten gilt. Und dann kommen noch akute Problematiken hinzu.

Malaika Mihambo kam als frischgebackene Europameisterin 2024 mit der Siegesweite von 7.22 Meter mit einer Coronaerkrankung aus Rom zurück.
VOD: Und wie verhält es sich mit der Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye?

Christian Ziegler: Yemisi Ogunleye stößt die Kugel in der so genannten Drehstoßtechnik, was als technisch anspruchsvoller eingestuft wird im Gegensatz zur bekannteren Angleitetechnik. Hierbei finden Fuß und Knie in der Behandlung eine besondere Beachtung hinsichtlich eines optimal eingestellten gelenkigen Rollgleite-Verhaltens, wie auch das neuromuskuläre und fasziale Zusammenspiel, wenn man sich die hohen Drehmomente auf die Beinachsen vorstellen mag.

VOD: Welche persönlichen Erwartungen haben Sie an die deutschen Leichtathletinnen und -athleten?

Christian Ziegler: Meine Erwartungen gehen dahin, dass die Athleten zum Saisonhöhepunkt möglichst ihre Bestleitung abrufen können, was sich nicht immer im Medaillengewinn ausdrücken kann. Bei der Medaillenvergabe spielen noch andere Faktoren eine Rolle! Desweiteren erwarte ich von ihnen eine sympathische Außenwirkung, um die Menschen für Sport und Bewegung zu begeistern.

VOD: Was bedeutet die Teilnahme an den Olympischen Spielen für Sportlerinnen und Sportler?

Christian Ziegler: Für jeden Sportler, der an Olympia teilnehmen darf, ist es das Größte, auf das man viele Jahre im Voraus hinarbeitet, hart trainiert, auf Vieles verzichtet (bis hin zur Amputation einer Fingerkuppe eines australischen Athleten!) oftmals leidet, hofft, sich qualifiziert und nun jubelt, das nötige Feuer für Olympia in sich spürt!
VOD: Welche Rolle spielt die Osteopathie im Leistungssport?

Christian Ziegler: Ich denke Osteopathie hat einen hohen Stellenwert im Leistungssport; das bestätigen mir immer wieder Athleten und so mancher Trainer! Mikaelle Assani sagt, sie lasse sich seit ihrem 14. Lebensjahr auch osteopathisch betreuen. Die Osteopathie betrachte ihren Körper aus einem anderen Blickwinkel und ist eine sinnvolle Ergänzung zu herkömmlichen Therapieformen!

Lassen Sie mich den Stellenwert noch an einem anderen Beispiel erklären. Die 200-Meter-Sprinterin Jessica-Bianca Wessolly rannte von März bis Juli 2024 in 14 Rennen (!!) der Olympianorm hinterher!

Leider vergeblich; mal war das Wetter zu nass, zu heiß, zu viel Rücken- oder Gegenwind, aber immer war sie ganz nah dran, eine Riesenleistung! Wir haben es im gesamten Betreuungsteam geschafft, die Sprinterin für 5 Monate „renntauglich“ zu halten! Inzwischen hat sie die Norm geschafft – leider zu spät, dafür ist sie Ende Juli eine Weltbestzeit gelaufen von 22,50 Sekunden, hat einen 39 Jahre alten Landesrekord geknackt und als Zweite, nach Andrea Philipp 1999, ist sie so schnell wie keine andere in Deutschland!

Neben Olympia sind auch solche Schicksale immer wieder Antrieb, Osteopathie im Leistungssport, wenn auch mit viel Mit-Leiden, aber auch viel Mit-Freuen, durchzuführen!











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