VOD-Nachrichten


17.08.2022

Malaika Mihambo und Andreas Hofmann in guten Händen


Interview mit Christian Ziegler, Osteopath und VOD-Mitglied betreut EM-Teilnehmer/innen
 
VOD: Herr Ziegler, in Ihre Hände begeben sich SpitzensportlerInnen wie Malaika Mihambo. Auch im Vorfeld der European Championships in München haben Sie die Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Weitsprung osteopathisch behandelt. 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio hat Malaika Mihambo im VOD-Interview, Osteopathie habe einen großen Stellenwert für sie. Welche körperlichen Probleme treten bei Weitspringerinnen beispielweise auf?
 
Christian Ziegler: Im Weitsprung wirkt beim Absprung vom Balken das bis zu 3,5-fache Körpergewicht auf den Organismus ein. Entsprechend lege ich hauptsächlich meinen Fokus auf Fuß und Beckenring, obere Brustwirbelsäule und Kopfgelenke. Kleinste Läsionen, die der Athlet zunächst noch nicht bemerkt oder ignoriert, können unerwünschte Kompensationen/Inhibitionen in der aufsteigenden Ursache-Folgekette hervorrufen – irgendwo in den über 30 Gelenken, Muskeln, Sehnen, Faszien, Nerven, Gefäßen und nicht zu vergessen in den Knochen!
VOD: Welche AthletInnen sind noch bei Ihnen in Behandlung?
 
Christian Ziegler: Jetzt für die Leichtathletik-EM in München neben der Olympiasiegerin Malaika Mihambo auch die 200m-Sprinterin Jessica-Bianca Wessoly und der Speerwerfer Andreas Hofmann.
 
VOD: Was steht bei der Behandlung von Speerwerfern und Sprinterinnen im Fokus?
 
Christian Ziegler: Beim Speerwurf sind der exakt unilateral gesetzte Stemmschritt, die Bogenspannung vom Fuß über den Rumpf bis zur Hand und die weite Ausholbewegung kurz vor dem Abwurf des Speeres mitentscheidend über die Weite des Wurfes, über das Bestehen der Qualifikation, das Medaillen-Treppchen, den undankbaren Platz 4 oder nur Rang 8! In dieser Komplexbewegung müssen alle Stellglieder der Gewebe zusammenpassen!
Daher liegt der Schwerpunkt der osteopathischen Behandlung im Kurzbefund und in der Behandlung der Fußstatik, des Beckenrings, der Brust- und Halswirbelsäule, des Schultergürtels und Arms, vor allem   auf der Gelenk- und myofaszialen Ebene.
 
Der Sprint stellt im Gegensatz zu Weitsprung und Speerwurf eher einen symmetrischen Bewegungsablauf dar. Hierbei hilft mir u.a. das so genannte Global- und Lokal-Listening sehr schnell dabei, mögliche Dysfunktionen myofaszial aufzufinden.
 
Das klingt sehr vereinfacht. Selbstverständlich spielen weitere Strukturen wie das viszerale und craniosacrale System eine ebenso wichtige Rolle – in der Wettkampfphase, wie der anstehenden EM in München, jedoch eher untergeordnet, es sei denn, Beschwerdeaussagen seitens des Athleten (z.B. große Nervosität oder Darmbeschwerden, die in dieser Phase immer wieder auftreten können) veranlassen mich, auch auf diese Systeme osteopathisch einzugehen.
In der Saisonbegleitung an sich gehören diese beiden genannten Teilaspekte der Osteopathie selbstverständlich in unser Behandlungsrepertoire, hängt doch alles in seiner Komplexität zusammen!
VOD: Lassen sich LeistungssportlerInnen Ihrer Meinung nach zunehmend osteopathisch untersuchen und behandeln?
 
Christian Ziegler: Ich kooperiere mit dem Olympiastützpunkt Rhein-Neckar in der therapeutischen Begleitung der dortigen Athleten. Ein multi-disziplinär aufgestelltes Betreuerteam (u.a. Arzt, Physiotherapeut, Athletiktrainer, Orthopädiemechaniker, Ernährungsberater) arbeitet mit den Athleten zusammen. Jeder Therapeut hat seine Aufgabe! Insofern darf man sich als Osteopath nicht zu wichtig nehmen; aber auch energisch anklopfen, wenn Osteopathie zur richtigen Zeit anzuwenden ist!
 
VOD: Werden Sie in München mit dabei sein?
 
Christian Ziegler: Körperlich nein, gedanklich und mental schon. In meinem fortgeschrittenen Alter lässt man jüngeren Kollegen Platz, um sich im aktuellen Geschehen auszutoben. Ich war vor 30 Jahren auch froh, als die „ Alten“ Platz  für mich gemacht hatten. Außerdem wird man im gesetzten Alter kritischer gegenüber Funktionärstum.
 
VOD: Rechnen Sie mit Medaillen – außer für Malaika Mihambo?
 
Christian Ziegler: Die WM in Eugene/USA hat gezeigt wie weit die deutsche Leichtathletik, außer Malaika Mihambo und wenige andere, sich von der Weltspitze entfernt hat. Ich selbst durfte die EM 2002 in München als Mitglied im medizinischen Team erleben und sah, wie die allgemein tolle Atmosphäre sich auf grandiose Leistungen der Leichtathleten niederschlug. Ich glaube, es waren letztendlich 18 Medaillen, und was nicht weniger interessant war: 2. Platz in der Nationenwertung!
Wollen wir hoffen, dass der Heimvorteil sich auszahlt, aber diese Ausbeute werden wir dieses Jahr nicht erreichen; ich rechne mit sieben bis zehn Medaillen! 
 
VOD: Wir werden mitfiebern! Vielen Dank für das Interview!






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