Rund 230 Zuhörer informierten sich in Hamburg über Osteopathie
Riesenandrang beim Osteopathie-Forum: Rund 230 Interessierte aus Hamburg und Umgebung sind am Samstag in den Hörsaal N55 auf das Gelände des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf (UKE) gekommen, um mehr über Osteopathie zu erfahren. Vier Experten-Vorträge und die Gelegenheit, eigene Fragen zu der immer stärker gefragten manuellen ganzheitlichen Behandlungsmethode zu stellen, sorgten für eine erwartungsvolle Stimmung.
„Diese Veranstaltung war längst überfällig“, freuten sich die Hamburger Ute Dominikat und Ilan Mizraki und sprachen damit vielen Zuhörern aus dem Herzen, die sich drei Stunden lang über Osteopathie informieren ließen. „Außerordentlich gut hat es uns gefallen“, meint auch Inge Rosemann unter dem bestätigenden Nicken ihres Mannes Helmut.
Zum Auftakt des erstmalig ausgerichteten Forums für Patienten und Interessierte sprach die Vorsitzende des Verbandes der Osteopathen Deutschland (VOD) e.V., Marina Fuhrmann, über die Chancen, Grenzen und Einsatzmöglichkeiten von Osteopathie. Dabei wurde deutlich, dass auch die Zuhörer, die bereits osteopathisch behandelt worden waren, froh über die differenzierte Aufklärung waren. Fragen zur Abgrenzung zu anderen manuellen Behandlungsmethoden („Was ist der Unterschied zur Chiropraktik?“), nach Möglichkeiten der Behandlung („Hilft Osteopathie auch bei Bandscheibenvorfällen?“) und nach Erstattung durch die Krankenkassen machten den Wunsch nach weiterer Information deutlich.
Marina Fuhrmann klärte darüber auf, dass die Berufsbezeichnung Osteopath derzeit nur in Hessen geschützt ist und sich sonst jeder nach einem Kurzseminar Osteopath nennen darf. Solange das so sei, biete die Therapeutenliste des VOD die Gewähr für eine qualitativ hochwertige Ausbildung und ständige Weiterbildung. Die Verbandsvorsitzende rief die Anwesenden dazu auf, sich als Patienten für die Anerkennung der Osteopathie als eigenständiger Beruf stark zu machen – in Deutschland fällt sie unter den Begriff der Heilkunde und darf zurzeit nur von Ärzten und Heilpraktikern ausgeübt werden. „Machen Sie Druck“, sagte Fuhrmann.
Ganz sanft gehen Osteopathen bei der Behandlung von Kindern vor, versicherte Therapeut Jan P. Koop in seinem Vortrag. Der Hamburger brachte Anwendungsbeispiele und berichtete über die Arbeit der zurzeit 26 ehrenamtlich tätigen Therapeuten der Osteopathischen Kindersprechstunde. Der gemeinnützige Verein widmet sich Mädchen und Jungen aus Familien mit geringem Einkommen.
Moderiert wurde der Nachmittag humorvoll und anschaulich durch den Arzt und Osteopathen Dr. Edgar Hinkelthein aus Fleckeby. Als Referent beschäftigte sich Hinkelthein mit dem Thema „Osteopathie und Sport“ und verdeutlichte, dass Osteopathie sowohl im Breiten- als auch im Leistungs- und Hochleistungssport präventiv und bei funktionellen Beschwerden wie etwa Gelenkproblemen oder Fehlhaltungen erfolgreich eingesetzt werden kann. Zusammenhänge zwischen Stürzen und später auftretenden Beschwerden wie Tinnitus, Schwindel und Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule erklärte Dr. Hinkelthein auf Fragen aus dem Publikum.
Die zunehmende Zusammenarbeit zwischen Schulmedizinern und Osteopathen in den Bereichen Zahnheilkunde, Kieferorthopädie, HNO, Kinderheilkunde und Neurologie zeigte Stefan Wentzke aus Ravensburg auf. „Langsam besteht ein echtes Interesse füreinander“, sagte der Arzt und Osteopath, dem noch vor zehn Jahren Skepsis und Unkenntnis entgegenschlugen. Diese Art von Zusammenarbeit wünschte sich auch eine Zuhörerin als Beschäftigte der Chirurgie des Hamburger Veranstaltungsortes UKE.
In einer ausführlichen Fragerunde im Anschluss an die Referate gingen die Experten dann auf einzelne Anliegen ein. „Ich hatte vorher keine Ahnung von Osteopathie“, sagte Hannelore Paysen aus Sevetal und betont, die Veranstaltung habe ihr Interesse nun geweckt. Mit nach Hause nahmen die Besucher zusätzlich Broschüren mit Patienteninformationen und Therapeutenlisten von in Hamburg ansässigen VOD-Mitgliedern.